You cannot live in isolation from the human race, you know.
Schwer fällt es einem, diesen Film zu bewerten, der lediglich mit einem Budget von ca. 33.000 US-Dollar produziert worden ist und zudem den ersten und einzigen richtigen Film im Schaffen des Amerikaners Herk Harvey darstellt. Einerseits durch seine amateurhaftige und billige Machart unfreiwillige Komik hervorrufend, gelingt es CARNIVAL OF SOULS trotzdem nicht nur einmal, eine gar schaurige Gänsehaut zu verursachen. Er schürt den Großteil seiner Angst aus dem Ursprünglichen: Das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit, das Fürchten vor dem Ungewissen, der Dunkelheit der Nacht, wenn die rastlosen Seelen einen aus der Unterwelt zu sich rufen. Im Zusammenspiel mit den ungeschickten Szenenübergängen erreicht der Film aus dem Jahre 1962 – wahrscheinlich sogar ungewollt – eine ganz und gar berauschende Wirkung, die sich nicht wirklich in Worte fassen lässt.
Eine einsame Seele, der die post-adoleszenten Unvernünftigkeiten ihrer AltersgenossInnen völlig zuwider gehen. Innerlich schon längst gestorben, versucht sie, sich noch mit letzter Kraft am Leben festzuhalten und alles dafür zu tun. Sie ist auf der Suche nach menschlicher Nähe und elterlicher Geborgenheit und findet doch nur lüsterne Junggesellen und gescheiterte Vaterfiguren. Das Weltbild, das sich ihr darbietet, ist ein äußerst pessimistisches: Sie ist durch und durch ungerecht und nur wenige vermögen es, in ihr zurechtzukommen – einzig Kindheit und Jugend repräsentieren eine Zeit der geruhsamen Obhut und des unreflektierten Glücks. Unter dieser Lesart ist CARNIVAL OF SOULS eine klassische Coming of Age-Geschichte, wenngleich auch mit erstaunlich nihilistischem Charakter.
Harveys Werk krankt hauptsächlich an seiner regelrecht stümperhaften Dramaturgie und seinen unterdurchschnittlichen schauspielerischen Leistungen; seltsamerweise fällt gerade die Protagonistin Candace Hilligoss am negativsten auf, obwohl diese als einzige eine richtige Ausbildung genoss. Dennoch wohnt dem Film eine Schaurigkeit inne, wie man sie bei solch einem schlecht gespielten Film nicht erwartet hätte. Er zehrt seinen Horror weniger von seinen Spezieleffekten, sondern mehr von den generellen Ideen dahinter, die minimalistisch, jedoch hocheffektiv umgesetzt wurden. So ist das bermerkenswerteste an CARNIVAL OF SOULS wohl der evidente Gegensatz aus handwerklich dilettantischer Regie-Arbeit und stimmungsvollem Gräuel, der sogar einen recht interessanten Subtext erkennen lässt. Ein melancholisches Teenager-Drama im charmanten B-Horror-Gewand.
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