Open Hearts – Für immer und ewig
Äußerst perfide Schreckensfantasie im filmischen Rahmen des Dogma 95-Abkommens, mit dem jedoch mehr als einmal schamlos gebrochen wird. Die schauspielerischen Glanzleistungen von Mikkelsen, Richter und Kaas machen OPEN HEARTS zu einem eindringlichen und niederschmetternden Werk über die Macht von Zufall in der Liebe und gescheiterte Beziehungen. Inszenatorisch präsentiert sich der Film als überraschend schlecht gealtert, doch ansonsten macht sich schon hier Susanne Biers Gespür für bittere Ironie und zynischen Humor schwärzester Couleur bemerkbar. So ist OPEN HEARTS letztlich ein angenehm ambitioniert daherkommender Depri-Film, den man nicht unbedingt in ein Dogma-Gewand hätte kleiden sollen; er lebt ausschließlich von seiner grausamen Grundidee, weiß überdies aber leider nicht allzu viel Neues zu dieser Thematik zu erzählen und bleibt über weite Strecken erstaunlich ziel- und ideenlos. Ein Film für junge Paare über alte und junge Paare. Nimmst Du mir meinen Mann, so nehme ich Dir Deinen.
5,5/10
Nach der Hochzeit
Häufig sind Susanne Biers Filme geprägt von einer feministischen Weltsicht und auch NACH DER HOCHZEIT kommt nicht ohne den fremdgegangenen Büßer aus, der in eine für sie typische, groteske Familienkonstellation geworfen wird. Spielend kontrastiert sie die Probleme von Arm und Reich, ohne sich jedoch selbstgerechterweise ein abschließendes Urteil über das Gezeigte zu erlauben. Auch hier steht im Zentrum der Geschichte ein schlechter Mensch, der aus seinen Fehlern lernen muss und durch gemeinnützige Arbeit schließlich zur Läuterung gelangt. Getragen wird das Werk hierbei von seiner emotionalen Intensität, die hervorragend von ihren Hauptdarstellern (allen voran: Rolf Lassgård als Jørgen) transportiert wird. Bissige Dialoge und interessante Seitenhiebe auf Kapitalismus und Konsum machen NACH DER HOCHZEIT zu einem überaus sehenswerten Stück Soziologie-Film, dessen teils plumpe Symbolik und die tendenziell langatmige Geschichte eine höhere Wertung leider verhindern.
6,5/10
In einer besseren Welt
Erneut verwendet Regisseurin Susanne Bier die Kluft der zwei Welten (Afrika und Europa), um ihre belehrende, beinahe an Michael Haneke gemahnende Geschichte rund um Gewalt und Macht zu erzählen. Wie man auf Unterdrückung reagieren soll und kann, das zeigt sie uns mit überzeugenden Jung- und Altdarstellern, welche den Film über weite Teile glücklicherweise tragen können. Letztlich aber kann weder das wiederkehrende Büßer-Motiv mit dazugehöriger Unicef-Ästhetik über das größtenteils zwar ambitionierte aber gleichsam uninspirierte Konzept des Films hinwegtäuschen. Anschließend werden noch einige Häppchen zur Killerspiel-Debatte serviert sowie gefühlte zehn Parallel-Enden abgefrühstückt und fertig ist der dröge Film-Brei über klassische Scheidungs-Familien und kranke Afrikaner. Susanne, Gewalt erzeugt Gegengewalt, hat man Dir das nicht erklärt? Oder hast Du dort auch, wie so oft, im Unterricht gefehlt?
4,5/10
Kommentar verfassen