Feeds:
Beiträge
Kommentare

Posts Tagged ‘style over substance’

If ever I should meet him again you will find out who is the best man of the two. I’ll fight him sword or pistol, captain as he is.

Stanley Kubricks BARRY LYNDON ist ein episch angelegtes Bühnenstück, das größtenteils von seiner visuellen Ästhetik lebt. Kameraeinstellungen, von denen jede einzelne für die Ewigkeit geschaffen zu sein scheint und eine bis ins kleinste Detail ausgeschmückte, breit angelegte, authentische Geschichte – durch und durch anmutiges Gesamtkunstwerk. Das Wort Leinwand-Epos sollte für den Film aus dem Jahre 1975 erfunden worden sein, der trotz stolzen drei Stunden Laufzeit über beinahe keine Längen verfügt und bis ins letzte Kopfhaar ein vollkommen stimmiges, durchkalkuliertes Bildnis der Zeit des Barocks aufzeigt, ohne es unnötig zu beschönigen. Eine Epoche voller Macht-Intrigen, Irrungen und menschlicher Tragödien. Barrys ständig changierende Charakterentwicklung sind der eines Gestaltenwandlers gleich, doch stets nachvollziehbar. Das perfekt konstruierte Bildnis wird lediglich bewusst durch gelegentliche emotionale Ausbrüche zerstört und offenbart die wahren Intentionen der teils widerlichen, teils liebgewonnenen Protagonisten. Musik, Bildkomposition, Handlung – hier stimmt alles. In all seiner Pracht ist  der Film aus dem Jahre 1975 vielleicht Stanley Kubricks nachhaltigster Beweis dafür, dass er stets dem perfektionistischen Zwang seines Handwerks folgte. Ein pedantisch recherchiertes, beinahe schon biographisch anmutendes Drama, das voll von Melancholie ist und der Unterhaltung eines Königs würdig wäre. BARRY LYNDON ist in seiner Gesamtheit eine perfekt inszenierte, barocke Farce. Ästhetik und Inhalt gingen beinahe nie eine stimmigere Symbiose in der Geschichte des Films ein.

8,0/10

Read Full Post »